By martin
Auch der festeste Glaube muss von Zeit zu Zeit immer wieder neu geprüft, gewissermaßen aufgerüttelt werden; sonst verkümmert er leicht und wird entweder ein bloßes kirchliches Gemeinschaftsgefühl, bei dem oft ein halb Blinder einen halb Lahmen leitet, oder eine abstrakte Betrachtung, wie sie zum Beispiel in “Purun Bhagat” von Rudyard Kipling schön geschildert ist.
Das endet dann, wie auch die Mystiker des Mittelalters es zeigen, in etwas, das dem Pantheismus1 täuschend ähnlich ist, oder in der unfruchtbaren Brahmanen-Weisheit, die “Schweigen und Versinken in das All” zum höchsten menschlichen Lebensziel erklärt.
Bei der steten menschlichen Schwachheit ist es nur gut, dass man gelegentlich, vielleicht für einen Tag, wieder den Unterschied zwischen einem Leben mit Glauben und einem nach der gewöhnlichen Lebensweise praktisch erfährt, und zwar in sich selber, nicht bloß bei anderen. Dann lernt man den Wert des ersteren wieder neu schätzen. Ohne diese wiederholten Proben kommt keine feste Überzeugung zustande.
Hebr 6 11–12 Hebr 12 3–6 Hebr 12 29 Offb 2 10 Offb 21 6–8 Jes 38 bis Jes 45
(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte”, Leipzig/Frauenfeld 1908)
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Mit Pantheismus wird die Auffassung bezeichnet, Gott sei dasselbe wie Kosmos und Natur, und ein personifizierter, allmächtiger Gott existiere nicht. Vgl. Wikipedia-Artikel. ↩
From:: 12. Oktober
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